Groundhogs Day

Entschleunigung, Entdigitalisierung oder Hipstertum?

Immer wieder liest man von Entschleunigung in unserer schnelllebigen, volldigitalisierten Welt und wie sich Leute bewusst dafür entscheiden einfach mal nicht erreichbar zu sein.

Nun muss man zugeben, dass der alltägliche Artilleriebeschuss aus Medien und Social Media nicht nur Vorteile bringt und ständige Erreichbarkeit noch viel weniger, aber sind die angestrebten Wege der Entschleuniger immer sinnvoll?
Ich habe mich immer gefragt ob es denn nötig ist sein Smartphone aufzugeben und wieder auf ein klassisches Handy zum Telefonieren (die Älteren werden sich erinnern was das ist) umzusteigen, wenn man doch einfach nur die Datenverbindung trennen und die entsprechenden Apps entfernen kann?
Es würde sich ja auch keiner mehr Geräte aus dem VEB Fernsehgerätewerk Staßfurt (die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern) um dem Dschungelcamp zu entgehen.

Und jetzt?

Jetzt hat es mich auch erwischt 😀

Zugegeben, ich werde meine digitale Spiegelreflex nicht abgeben und auch nicht einmotten, dafür macht das fotografieren damit dann doch zu viel Spaß, aber ich habe beschlossen bewusster zu fotografieren.Soll heißen:

  1. Ich muss nicht immer und überall jedes Bild fotografieren.
  2. Ich will nicht für jedes gelungene Bild dutzende Bilder verwerfen.
  3. Ich will näher an der Technik sein und mich nicht auf intelligente Maschinen verlassen.

Auch wenn sich das alles mit der digitalen Canon umsetzen lässt und ich bereits seit einiger Zeit gern auch manuelle Objektive aus alter Zeit kaufe um sie zu nutzen, ist es immer noch zu leicht „einfach mal drauf zu halten“ und sich anschließend durch 200 Bilder zu pflügen um die guten rauszufiltern.

Also dachte ich mir, es gibt kein Problem das sich nicht durch Zeit, Geld und Aufwand lösen lässt und ich schlenderte los ins Internet um auf einem meiner Streifzüge folgendes Schmuckstück zu erhaschen:

Zenit EDabei handelt es sich um eine russische Spiegelreflexkamera vom Typ Zenit-E in der „Moskva 80“ Version zu den olympischen Spielen 1980 in Moskau (Hergestellt wurde sie aber bereits 1978 laut Seriennummer). Dazu gab es ein Objektiv vom Typ „Helios 44-2“ (58mm; f2.0; M42-Anschluss) und die orignale Tasche.
Das gute Stück wiegt mit dem Objektiv ein reichliches Kilo, kommt – wie es sich für russische Feinmechanik geziemt – komplett ohne Strom aus und hat ein Auslösegeräusch, welches mehr an einen Hufschmied als an eine aktuelle Kamera angelehnt zu sein scheint.

Passend dazu habe ich mir heute noch einen 35mm-Kleinbildfilm gekauft, natürlich in Schwarz-Weiß (jetzt wirds vermutlich auch für die Älteren schwer) und ich war überrascht, dass es sogar noch zwei Sorten von Ilford im lokalen Fotogeschäft gab 🙂

 

Jetzt heißt es die alte Russin putzen, meine M42-Optiken einpacken und dann auf eine 36 Bilder dauernde, monochrom-analoge Fototour zu gehen … wenn es denn mal die schnelllebige und volldigitale Zeit erlaubt  …

 

Trivia:
1. Ursprünglich sollte der Eintrag „Du hast den Farbfilm vergessen“ oder „Digital ist besser“ heißen, weil ich gern Song-/Filmzitate für meine Texte verwende.
2. Das Wort Hipster habe ich nur in den Titel genommen um Klicks zu generieren …


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