Groundhogs Day

Erwartungen, Enttäuschungen und ganz viel Lärm

 

Heute möchte ich euch verwöhnen: Es gibt einen Text mit aktuellem Anlass …

… der nur wenige interessieren wird 😉

Die netten Damen und Herren von Canon haben heute ihre neue Einsteiger-DSLR (Spiegelreflexkamera) vorgestellt unter dem Namen Canon EOS 700D oder Rebel T5i (Name in den USA) oder Kiss X7i (Name in Japan).

Dabei wurde allerdings weniger auf Revolution denn auf Evolution gesetzt und diese auch nur besonders behutsam durchgeführt.

Wie es nun so üblich ist in der heutigen Zeit™, wurde das ganze in den einschlägigen Internetforen in aller Länge diskutiert und es lief im Großen und Ganzen darauf hinaus, dass man kollektiv schwer enttäuscht war.

Bezeichnend dafür hier mal ein paar Zitate (ohne Urheber, das soll ja kein Pranger sein):

Ich sag ganz ehrlich: Ich bin enttäuscht von Canon

Also für meinem Empfinden nach, ist das nur Kasse machen wollen.

Ganz schwach, diese Nummer.

Gleich wach ich auf, gleich wach ich auf. Bestimmt. Das kann nur ein schlechter Traum sein.

So ich denke das reicht um sich ein Bild zu machen welche Stimmung vorherrscht in der Foto-Community.


Woher kommt diese Erwartungshaltung und dieses Anspruchsdenken der Menschen an Konzerne?

Warum fühlen sich Personen von Geschäftsentscheidungen bei Produktvorstellungen persönlich enttäuscht und getroffen?

Ich kann keine von beiden Fragen die ich mir stelle wirklich fundiert beantworten, aber ich glaube diese verschobene Wahrnehmung der Kunden konnte nur durch das Internet und die vielzahl an Plattformen zur Meinungsäußerung entstehen:

Wenn vor 20 Jahren ein Kunde mit einem Produkt nicht zufrieden war, hat er es nicht gekauft und vielleicht noch mit ein paar Bekannten darüber gesprochen. Leute die sich für ein Produkt nicht interessieren haben darüber gar nicht nachgedacht und natürlich auch nicht darüber gesprochen.

Wenn heute eine Firma wie Canon ein neues Produkt vorstellt fühlen sich alle dank der neuen Möglichkeiten dazu aufgerufen ihre Meinung kund zu tun. Leider hat das nicht nur zur Folge, dass Hersteller die Ansichten der potentiellen Kunden kennenlernt, sondern ALLE Besitzer ähnlicher Produkte oder Kunden der Konkurrenz geben ihren Senf dazu. Daher werden Erwartungen geschürt, die die ursprünglich angedachte Zielgruppe normal nicht hätte, da es sich um eine andere Geräteklasse (o.ä.) handelt. Nicht nur entsteht dadurch ein vollkommen verzerrter Eindruck des Produktes, sondern derartige Plattformen werden für Hersteller zur Bestimmung der Bedürfnisse ihrer Zielgruppe uninteressant.

Folglich nutzen wir unsere Möglichkeiten um einen Hersteller dazu zu bringen, dass er Produkte mehr auf die Bedürfnisse der Kunden anpasst so „falsch“, dass wir weniger bewirken als vor 20 Jahren mit einem Brief an die Kundenbetreuung möglich gewesen wäre.

Irgendwie schade …

 

Ach ja, ich hab auch zum konkreten Fall Canon eine Meinung:

3-stellige EOS-Kameras sind, waren und werden immer Einsteigermodelle sein. Ein Einsteigermodell, welches einen so kurzen Produktzyklus (1 Modell pro Jahr) hat wird kein Technologieträger für einen neuen „Über-Sensor“ oder andere Killing-Features werden, da man sonst den 2-stelligen bzw der 7D die Käufer abgräbt. Die technische Grundausstattung ist daher recht klar gewesen.
Lässt man die aktuelle 650D – die mit der Beschichtung eher ein Problemkind ist – weiter laufen fällt der Preis recht stark und der Gewinn pro Gerät sinkt für Canon. Der Ersatz der 650D durch die 700D ist wirtschaftlich also sinnvoll und auch aus Qualitätsgründen wünschenswert.
Potentielle Käufer sind Besitzer einer 4-stelligen EOS oder Neueinsteiger. Canon will keinen Besitzer einer 600D o.ä. zum Umstieg auf eine 700D bewegen, sondern eher zu einer kommenden 70D oder gar 7D Mark II.
Sollten die 70D/7DMkII einen neuen Sensor bekommen wird entweder die 750D (2014) oder spätestens die 800D (2015) diesen wohl wieder erben und alle Kameras der APS-C Range wieder auf die selbe Sensorgeneration bringen (die erste Cam mit 18MPx war damals ja auch die 7D).

Alles in allem kann man sagen: Es kam was realistisch zu erwarten war, auch wenn sich viele einen „neuen“ (damit meine ich „kein 18MPx-Sensor“ … mir ist bewusst, dass die Sensoren sich seit der 7D schon etwas verändert haben was AF, Rauschen, etc angeht) Sensor schon in der 700D gewünscht hätten.

 

Ich persönlich werde wohl auch noch eine ganze Weile mit meiner 600D glücklich sein, da für die nächsten Jahre weiterhin der limitierende Faktor hinter dem Sucher zu finden ist 😉
… wobei so eine 7D Mark II bestimmt schon viel schönes hätte …


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